Öffentlicher Vortrag von Dagmar Braunschweig-Pauli M.A., München 2013

https://www.youtube.com/watch?v=TLplAdeeA-g&t=2484s

 

Seit Februar 2024 ist der Mitschnitt des Vortrages von Dagmar Braunschweig-Pauli M.A., "Das Märchen vom Jodmangel", den die Autorin am 27. Oktober 2013 in München auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft für Traditionelle Abendländische Medizin gehalten hat, auch auf dem YT-Kanal von Dr. Timo Böhme zu sehen, s. Link: https://www.youtube.com/watch?v=TLplAdeeA-g&t=2484s

 

Freitag, 19. April 2024: Aktueller Stand der Aufrufe um 13Uhr10 beträgt 375.

 

Vortrag: “Das Märchen vom Jodmangel“ auf dem Schilddrüsensymposium “Schilddrüsengesundheit“ von NATURA NATURANS, der Arbeitsgemeinschaft  für Traditionelle Abendländische Medizin vom 26./27. 10. 2013, am 27.10.2013  um 10 Uhr.

Referentin: Dagmar Braunschweig-Pauli M.A. Trier, www.jod-kritik.de und www.verlagbraunschweigpauli.de.

Veranstaltungsort: BRK „Haus Altlehel“, Christophstr. 12, München.

 

I. Begrüßung

 

Sehr geehrte Frau Madejsky, sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich begrüße Sie zu meinem Vortrag  „Das Märchen vom Jodmangel“ und bedanke mich sehr herzlich bei  Ihnen, liebe Frau Madejsky, für Ihre Einladung, hier auf dem Schilddrüsensymposium „Schilddrüsengesundheit“ in München einen Vortrag über den  (- problematischen  -) Aspekt „Jodmangel“ der gesundheitspolitischen Maßnahme „Jodsalzprophylaxe“ halten zu dürfen.

 

II. Einleitung

 

Gegenstand meines Vortrages ist die Behauptung des sogenannten „Jodmangel“, der offiziell als Begründung  für die gesundheitspolitische Maßnahme „Jodsalzprophylaxe“ in Deutschland genannt wird.

 

Der Vortrags-Titel „Das Märchen vom Jodmangel“ ist eine Anlehnung an den Buch-Titel meines Lexikons für Jodkrankheiten, „Das Märchen vom gesunden Jod“, (das seit 2003 im Herbig-Verlag München erscheint und), in dem die undifferenzierte Behauptung  „Jod ist gesund“ anhand internationaler medizinischer Forschungsergebnisse wissenschaftlich widerlegt wird.

 

Und vergleichbar mit dem „Märchen vom gesunden Jod“, stimmt auch der Wahrheitsgehalt hinter dem Begriff „Jodmangel“ nicht mit den wissenschaftlich belegbaren Fakten überein, so daß auch in Beziehung auf den „Jodmangel“ getrost vom „Märchen Jodmangel“ gesprochen werden kann.

 

Phantasiegebilde  dieser Art werden im Volksmund „Märchen“ oder „Mythen“ genannt.

 

Während der Begriff „Märchen“ im Zusammenhang mit der Jodsalzprophylaxe in Deutschland meist von Kritikern der Jodierung benutzt wird, wird der Begriff „Mythos“  in Beziehung einzelner Behauptungen über Jod, die eigentlich die „Notwendigkeit der Jodsalzprophylaxe“ (s. bga-Schriften) stützen sollten, meist von Jodbefürwortern benutzt.

Auf diese von Jodbefürwortern zugegebenen „Mythen“, die die Hauptargumente der sogenannten "flächendeckenden Jodsalzprophylaxe" betreffen, gehe ich im Verlauf meines Vortrages ausführlich ein.

 

III. Der Begriff "Jodmangel".

 

 

1) Woher kennen wir den Begriff "Jodmangel?" - 1. psychologischer Trick

 

Seit Beginn der 90-iger Jahre des letzten Jahrtausends wird der Begriff "Jodmangel" mit einer sämtliche Medien umfassenden Werbekampagne öffentlich bekannt gemacht: Für Deutschland und alle Bundesländer wird ein allgemeiner Mangel an dem Spurenelement Jod behauptet und als Ursache für die Entwicklung eines Kropfes ausgegeben. 

 

Die Slogans u.a. „Jodmangel ist so unnötig wie ein Kropf“ oder „Beseitigung des Jodmangels“ (beide: AKJ, Fakten zur Jodversorgung in Deutschland, Groß-Gerau, April 1997) sind durch die Jodwerbekampagne in Jedermanns Bewußtsein eingegangen.

 

Damit prägte sich der Begriff „Jodmangel“ als DAS Hauptargument ein, auf dem die Argumentation einer Notwendigkeit für die (gesundheitspolitische Maßnahme) „generelle Jodsalzprophylaxe“ (s. „Die Notwendigkeit der Jodsalzprophylaxe“, hrsg von R.Großklaus/A.Somogyi, bga-Schriften, München 3/94) aufgebaut ist.

 

Die sehr geschickt suggerierte Logik, daß  einem Mangel abgeholfen werden muß, prägte sich in kürzester Zeit einer ganzen Bevölkerung ein. Und der  - wie ich es nenne – „Hamsterreflex“  des Mangelausgleiches machte aus einer psychologisch wirkungsvollen Werbemasche einen Selbstläufer.

 

Der Mangelbegriff

 

Ein Mangelbegriff hat eine sehr starke psychologische Wirkung (Jeder Pädagoge weiß, daß man über diese Schiene die Schüler motivieren kann): er löst bei Menschen geradezu automatisch  einen „Hamsterreflex“ aus (diesen Begriff habe ich erstmals im Interview im „Jodvideo“ von 2010 benutzt)  dergestalt, daß man spontan bereit ist, diesen Mangel zu beheben, meist  ohne nachzudenken und ohne den Wahrheitsgehalt hinter dem behaupteten Mangelbegriff in Zweifel zu ziehen.

 

Fragte bzw. fragt man Leute, die Jodsalz kaufen oder benutzen, warum sie das tun, erhält man in über 99% der Fälle prompt die Antwort: „Wir sind ein Jodmangelgebiet, das weiß ja jeder. Wir haben alle zu wenig Jod, deswegen benutze ich Jodsalz.  Ich muß diesen Mangel ja ausgleichen.“

 

Der Schalter im Kopf – Jodmangel = Jodsalz, jodierte Produkte kaufen – funktioniert automatisch.

 

 

Der 1. psychologische Trick, die Jodsalzprophylaxe auf dem Mangelbegriff „Jodmangel“ (="Hamsterreflex") aufzubauen, konnte nicht schiefgehen.

 

Der 2. Psychologische Trick, dem Verbraucher erst über eine riesige Werbekampagne ein Bedürfnis einzuimpfen, und dann zu argumentieren – „der Verbraucher wünscht …“, suggeriert, daß er das aus freien Stücken tut.

 

 

Tatsächlich ist der vermeintlich „freie“ Wunsch nur eine Reaktion auf die Werbeüberflutung mit Jodwerbung aus buchstäblich allen Kanälen.

 

 

IV.   „Arbeitskreis Jodmangel“ (=AKJ) – Idee für den Basisbegriff „Jodmangel“

 

Initiator der neuen Problemstellung „Jodmangel“ und federführend für die daraufhin entstandene Werbekampagne „Jodmangel“ ist der „Arbeitskreis Jodmangel“, der sich mit seiner Gründung 1984 mit dieser Namensgebung der Beseitigung des Jodmangels verschrieben hat.

Zitat:Wer hat den Arbeitskreis gegründet? „Die Gründung des Arbeitskreises Jodmangel erfolgte 1984 durch Präsidiumsmitglieder der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Anlass war der in Deutschland weit verbreitete Jodmangel, der bei vielen Menschen zu einem Kropf und zu weiteren Erkrankungen der Schilddrüse führte.“ Zitat ende. (zitiert aus: www.jodmangel.de/wir_ueber_uns/)

 

Mitglieder des AKJ sind Zitat „Ernährungswissenschaftler und Mediziner der verschiedensten Fachrichtungen sowie Experten aus den Bereichen der Lebensmittelforschung, Kinderernährung, Pharmakologie und Toxikologie.“ Zitat Ende, zitiert aus s.o.

 

Der „Arbeitskreis Jodmangel“( =AKJ) besteht aus Mitgliedern und sogenannten „Förderern“.

Unter den Mitgliedern ist Prof. Dr. Dr. h.c. Peter. C. Scriba, München und dessen Sprecher bis mindestens 2007 (2010 wird er auf der Internetseite des AKJ als „Ehrensprecher“ aufgeführt) Er war unmittelbar nach der Gründung des AKJ für drei Jahre von 1985-1987 gleichzeitig auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (=DGE).

 

 

Ein weiteres Mitglied ist Prof. Rolf Großklaus, Berlin, in Personalunion Leiter der Fachgruppe 53 - Ernährungsrisiken, Allergien und Neuartige Lebensmittel des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, das in Bundesinstitut für Risikobewertung umbenannt wurde. 

 

 

Die Frage der Sprecherin der Deutschen SHG der Jodallergiker, Morbus Basedow- und Hyperthyreosekranken, also von mir, nach einem vielleicht nicht auszuschließenden Interessenkonfliktes zwischen dem Bundesbeamten Großklaus in seiner Funktion als Risikobewerter von Lebensmittelzusätzen, z.B. Jod, und seiner Aktivität als Mitglied im auch/ vornehmlich wirtschaftlich orientierten, pro Jod arbeitenden Arbeitskreis Jodmangel, wurde bis heute nicht beantwortet.

 

Förderer sind u.a. deutsche bzw. europäische Wirtschaftsunternehmen wie Salzkonzerne, die auch Jodsalze herstellen, und deutsche Pharmaunternehmen, die u. a. auch Jodtabletten und Schilddrüsenmedikamente produzieren.

 

- „Hon(n)i soit qui mal y pense“ – „Ein Schelm sei, wer Schlechtes dabei denk.“ (Devise des Hosenbandordens, gestiftet 1350 von Eduard III. von England, aus: Alfred Sellner, Fremdsprachliche Redewendungen im Alltag, Wiesbaden 2002, W. 124)

 

Zu fast gleichen Teilen beteiligt an dieser Jodwerbekampagne waren auch u.a. das Bundesministerium für Gesundheit (BgA) mit dem Gütesigel „Gesünder mit Jodsalz“ und folgende Einrichtungen: die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) und das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) (wurde später in Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) umbenannt).

 

Von allen wurde eine Flut von  Informationen unter die Leute gebracht in Form von Flyern, Merkblättern – u.a. auch z.T. mit dem Bundesadler versehen! -, Merkbroschüren, Jodinfo-Artikeln und Anzeigen in Tages- und Wochenzeitungen, Illustrierten, Fachzeitungen für Bäcker und Metzger, Krankenkassen etc.

 

Diese geballten Anstrengungen in Sachen „Jodmangel“ und als - vermeintliche - Konsequenz seiner Beseitigung durch Jodsalz und Jodzusätze – wobei die Viehfutterjodierung zu keiner Zeit erwähnt und nie in den offiziell herausgegebenen Tabellen für Jodmengen berücksichtigt wurde! -, gemeinsam von Medizinern, Bundesbehörden, Wissenschaftlern und Wirtschaftsunternehmen vorangetrieben, haben eine der wohl erfolgreichsten Werbekampagnen der Nachkriegszeit in Gang gesetzt.

 

 

V)               „Jodmangeltheorie“ – ihre Anfänge und Präsenz in der Medizingeschichte

 

Seit wann gibt es den Begriff „Jodmangel“, von wem wurde er geprägt, und wie präsentiert er sich im Laufe der Medizingeschichte?

 

Der Begriff „Jodmangel“ ist sehr viel älter als der 1984 gegründete sogenannte „Arbeitskreis Jodmangel“.

Die Gründungs-Mitglieder dieses Arbeitskreises, die sich dem sogenannten „Jodmangel“ verschrieben, griffen mit der Namensgebung „Arbeitskreis Jodmangel“ auf den in der Medizin seit etwa 1850 bekannten Begriff zurück.

 

Ebenso lange wird der „Jodmangel“ als (alleinige) Ursache einer Kropfentwicklung und die auf ihm aufbauende sogenannten „Jodmangeltheorie“, die einseitig zur „Jodsalzprophylaxe“ führt, von Medizinern kontrovers!  diskutiert und auch durch die neue Schilddrüsenforschung seit den fünfziger Jahren als völlig einseitig und als deshalb nicht haltbar bewiesen.  

 

 

1.      Jodmangel und Jodmangeltheorie – Anfänge

 

Kröpfe hat man zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte beobachtet, ihre Ursachen gesucht und zu therapieren versucht.

 

Der Münchner Endokrinologe Hellmut Haubold (1905-1968) widmet der Geschichte der Kropfforschung einen ausgiebigen Abschnitt in seinem 1955 erschienenen Sachbuch „Der Kropf, eine Mangelerkrankung“ und beschreibt darin die z. T fieberhafte Ursachensuche der Kropfentwicklung in den letzten 200 Jahren.

 

Seinen Recherchen nach wurde Mitte des 19. Jahrhunderts die sogenannte „Jodmangel-Theorie“ als Ursache für die Kropfentwicklung von Adolphe Chatin, frz. Arzt, 1813-1901 aufgestellt und in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhundertes in der Schweiz, Österreich und Deutschland wieder belebt.

 

Dabei war die Jodmangeltheorie nicht die einzige Ursachen-Hypothese für die Kropfentstehung, die von Medizinern aufgestellt wurde. Und sie erwies sich in der weiteren Schilddrüsenforschung tatsächlich auch als nicht haltbar, weil auch beispielsweise zuviel Kalk oder Selen oder Fluor eine Struma erzeugen konnten.

 

Zitat Haubold: „Obgleich bei kritischer Untersuchung der Jodmangeltheorie späterhin zu beweisen war, daß das komplexe Problem der endemischen und epidemischen Struma sich nicht einfach auf die Formel bringen ließ: Jodmangel=Kropfbildung, Jodzufuhr=Kropfschwund, wurde damit vor mehr als 50 Jahren das Feld bereitet für die spätere Auffassung der Struma als Mangelkrankheit.“ Zitat Ende. (a.a.O., S. 22)

 

Zwar erwies sich die Schilddrüse „als zentrale Speicherungs – und Verwertungsstelle des Jodstoffwechsels“ (a.a.O., S. 21), aber „die Schilddrüsenzellen selbst … benötigten für ihre eigene normale Tagesarbeit und Lebensweise wohl kaum mehr Jod, als etwa eine Leber- oder Nervenzelle. Da andererseits Jodzufuhr gerade in den endemischen Kropfgebieten beim Erwachsenen nicht selten zum Jodismus führen konnte, verbot sich das Jod als Massentherapeutikum für die Erwachsenenstruma in den Endemiegebieten von selbst. …Aber das Leben der Schilddrüsenzellen selbst, die Jod zwar verarbeiten, nicht aber selbst größere Jodmengen für ihre Lebensprozesse benötigen, hängst von anderen Ernährungs- und Wirkstoff-Faktoren ab.“ (a.a.O., S. 24)

 

 

Die Schilddrüsenforschung der Nachkriegszeit fand endlich den/einen der lange gesuchten Kropfauslöser: die oft gemeinsam auftretenden Symptome von Struma und Nachtblindheit brachten Forscher auf den Zusammenhang von Vitamin-A-Mangel und Struma-Entwicklung. Und umgekehrt konnten Vitamin-A-Gaben eine Zurückbildung von Erwachsenenstrumen bewirken, was bei Jodzufuhr niemals passierte. (nach Haubold, a.a.O., S. 27)

 

 

Die vorhandene Literatur zur Kropfforschung belegt, daß die Mitglieder des Arbeitskreises Jodmangel als Vorbild für ihre Neuauflage der Jodmangeltheorie und der auf sie aufbauenden Jodsalzprophylaxe unter den vorausgegangenen Kropfforschern nicht etwa, wie es eigentlich selbstverständlich gewesen wäre, die aktuellen und ihnen zeitlich nahestehenden Forschungsergebnisse zur Kropfentstehung und Kropfbehandlung von Haubold wählten.

 

Unter Umgehung von Haubolds aktuellen Forschungen stützen sie sich in ihren Aussagen – Jodmangel = Kropfentwicklung, Jodzufuhr = Kropfverhinderung, Bedeutung der Jodausscheidung im Harn für den Nachweis des Jodstatus,  und in der z.T. heimlichen Vorgehensweise – s. heimliche Viehfutterjodierung! - auf die 40 Jahre zurückliegenden, von der Forschung längst widerlegten  Aussagen des Schweizer Arztes Dr. med. Hansjakob Wespi-Eggenberger (s. Artikel i. d. Münch. Medizin. Wochenschrift, 1942).

 

 

Der AKJ folgt damit einem Mediziner, der im Vergleich mit anderen, aber auch jüngeren  Kropfforschern  ein geradezu euphorischer Verfechter der einseitigen „Jodmangeltheorie“ war,  der die Salzjodierung als die einzige Methode zur Verhinderung bzw. Behandlung von Strumen – allerdings nur die „Struma diffusa“-  darstellt, und der für eine heimliche Salzjodierung plädiert. Zitat: „Es hat sich immer wieder gezeigt, daß es am besten ist, wenn die Einführung des jodierten Kochsalzes „stumm“ erfolgt, d.h. ohne Propaganda oder große Volksaufklärung, sondern einfach so, daß durch Verfügung der verantwortlichen Regierung an Stelle des gewöhnlichen Kochsalzes jodiertes in den Handel und zum Verkauf gebracht wird.“ Zitat Ende (a.a.O., S. 205.)

 

 

VI.“Eiszeit-Theorie“ und Regenausspülung: Die beiden als Basisursachen bezeichneten Fakten für den sogenannten Jodmangel

 

1.      „Eiszeit“-Theorie

 

Die sogenannte „Eiszeittheorie“, die erste über 20 Jahre (nachdrücklich) behauptete Erklärung für die Entstehung des Jodmangels und gleichzeitig der argumentative Grundstein für die Gründung des „Arbeitskreis Jodmangel“ im Jahre 1984, wurde von  Prof. Dr. med. Peter Scriba, Jodbefürworter und Ehrensprecher  (früher: Sprecher) des sogenannten „Arbeitskreis Jodmangel“,  als „Mythos“ bezeichnet und als nicht haltbar zurückgenommen.

 

In dem Artikel „Kleines Organ mit starker Wirkung“ von Marco Eisensack im „SZ.forum gesundheit“in der Süddeutschen Zeitung vom 14./15. Mai 2006 wird Prof. Scriba gefragt, Zitat:“SZ: Angeblich ist es auch eine Legende, dass unser Jod von Eiszeit-Gletschern fortgespült wurde. Scriba: Ich gehöre auch zu den Leuten, die die Geschichte lange verbreitet haben. Das ist aber offensichtlich ein Mythos. Heute sagt man, daß der Regen das wasserlösliche Jod ins Meer spült.“ Zitat Ende.

 

Diese beiden Aussagen von Prof. Scriba Zitat: „Ich gehöre auch zu den Leuten, die die Geschichte lange verbreitet haben.“ Und „Das ist aber offensichtlich ein Mythos. Heute sagt man, daß der Regen das wasserlösliche Jod ins Meer spült.“, beziehen sich auf die beiden vermeintlichen Haupt- Ursachen für den vermeintlichen Jodmangel.

 

Die sogenannte „Eiszeit-Theorie wurde aber bereits 1994  vom Bundesumweltamt widerlegt.

 

Die „Eiszeittheorie“ als Basis- und Gründungsargument für den „Arbeitskreis Jodmangel“ hat sich schließlich auch für die Mitglieder dieses Arbeitskreises, wie sie selber sagen, als „Mythos“ entpuppt.

 

Derart  von den Urhebern der Jodmangeltheorie bestätigt kann man also mit einigem Recht sagen, daß dieser „Jodmangel“ und damit ja wohl auch der „Arbeitskreis Jodmangel“ auf einem Mythos, sozusagen auf Sand gebaut wurde.

 

Der Trierer Philosoph und Wissenschaftler der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Dr. Heinrich Pauli, nannte die  Argumentation der Eizeittheorie als Grundlage für die Jodmangelthese bereits 1996 „die tönernen Plattfüsse der Jodsalzprophylaxe.“ 

 

2. Regenausspülung

 

Auch für das von Prof. Sriba vorgebrachte Nachfolge-Argument der Eiszeittheorie, daß „der Regen das wasserlösliche Jod ins Meer spült“, kann nicht als Ursache für den angenommenen Jodmangel im Boden sein.  

 

Gesetzt den Fall, Jod würde wirklich vom Regen aus dem Boden gewaschen und ins Meer transportiert, gelangt dieses ins Meer gespülte Jod zusammen mit dem anderen jodhaltigen Meerwasser mit dem Kreislauf des Wassers wieder an seinen Ursprungsort zurück.

 

Im Gegensatz zu Scribas im zitierten SZ-Artikel wiedergegebenen Meinung: „Es sind nur wenige Meter, die der jodhaltige Dampf ins Land zieht“ (a.a.O.), werden die meersalzhaltige Niederschläge mit den Wolken weit ins Festland getragen und regnen vor allem vor Mittel- und Hochgebirgen wie den Alpen ab. Zitat: „Mit zunehmender Entfernung von der Nordseeküste verringern sich die Na-Frachten in der nassen Deposition und nur orographische Hindernisse (Erhebungen der Mittelgebirge und Alpen) erhalten im entfernteren Binnenland noch bedeutendere Einträge, die sich durch Ferntransport maritimer Luftmassen erklären lassen.“ Zitat Ende.

Zitiert aus:

Dipl. Geogr. Th. Gauger/Dipl. Geogr. R. Köble/Dipl. Geogr. F. Anshelm: Luftreinhaltung Endbericht 297 85 079

Kritische Luftschadstoff-Konzentration und Eintragsraten sowie ihre Überschreitung für Wald und Agrarökosysteme sowie naturnahe waldfreie Ökosysteme

Teil 1: Deposition Loads 1987-1989 und 1993-1995, Institut für Navigation der Universität Stuttgart, Institutsleiter: Prof. Dr.-Ing. A. Kleusberg, IM AUFTRAG DES UMWELTBUNDESAMTES, Juni 2000, S. 45)

 

 

Beide Basisargumente für den Jodmangel, die „Eiszeit“- sowie die Regenausspülungs- Theorie, sind also nach dem aktuellen Stand der geophysikalischen Forschung falsch, Mythen oder Märchen.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und stehe Ihnen jetzt gerne für Ihre Fragen zur Verfügung.

 

 

 

Literatur

 

Braunschweig-Pauli, Dagmar: Die Jod-Lüge. Das Märchen vom gesunden Jod, Herbig-Verlag München 2003, 2006, 2010, 2013. 

Dipl. Geogr. Th. Gauger/Dipl. Geogr. R. Köble/Dipl. Geogr. F. Anshelm: Luftreinhaltung Endbericht 297 85 079

Kritische Luftschadstoff-Konzentration und Eintragsraten sowie ihre Überschreitung für Wald und Agrarökosysteme sowie naturnahe waldfreie Ökosysteme

Teil 1: Deposition Loads 1987-1989 und 1993-1995, Institut für Navigation der Universität Stuttgart, Institutsleiter: Prof. Dr.-Ing. A. Kleusberg, IM AUFTRAG DES

UMWELTBUNDESAMTES, Juni 2000, S. 45.

 

Haubold, Hellmut, Prof. Dr. med.: “Der Kropf, eine Mangelerkrankung”. München 1955, S. 67 ff.

 

Wespi-Eggenberger, Hansjoakob, Dr. med: „Die Jodprophylaxe des Kropfes; ihre Grundlagen und ihre Erfolge, in: Münchner med. Wochenschr. Nr. 15/16, 21. April 1942, S. 199ff.

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.